Ein Loch ist im Sparschwein…

In den letzten Jahren profitierten Sparer von sinkenden Preisen. Nun zieht die Teuerung wieder an. Und die Zinsen bleiben im Keller.

06-11-2016 / SonntagsBlick

Auf Sparer kommen harte Zeiten zu. In den letzten fünf Jahren profitierten sie von sinkenden Preisen. Obwohl die Konten kaum Zinsen abwerfen, gewann das Geld damit praktisch an Wert. Das ändert sich nun.

Die Teuerung zieht nämlich wieder an, wie die Konjunkturforschungsstelle der ETH prognostiziert: Für das kommende Jahr rechnet die KOF mit 0,2 Prozent Inflation. Das Vermögenszentrum (VZ) geht von 0,2 bis 0,3 Punkten aus. Und die UBS sieht sogar 0,4 Prozent Inflation voraus.

Auch die Konsumenten erwarten steigende Preise, wie die jüngste Umfrage des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) ergeben hat.

Ausschlaggebend seien vor allem zwei Gründe, erklärt UBS-Ökonom Alessandro Bee (41): Erstens gibt es 2017 den Effekt des Frankenschocks nicht mehr. Zweitens ist der Ölpreis von 28 Dollar diesen Frühling auf fast 50 Dollar gestiegen.»

Im Portemonnaie spüre man das am ehesten, weil Benzin und Heizöl teurer werden. Schmerzhafter dürfte der Blick aufs Sparkonto sein. Bee: «Der Sparer muss damit leben, dass die Teuerung wieder zunimmt, die Zinsen auf den Sparkonten aber tief bleiben.»

Gefrässige Inflation

Das bedeutet: Die Inflation frisst nach und nach das Vermögen auf – als habe man dem Sparschwein ein Loch in den Bauch gefräst. Wer beispielsweise 10 000 Franken auf seinem Konto hat, der konnte 2015 für den Gegenwert von 10 110 Franken einkaufen. Denn die Teuerung betrug im vergangenen Jahr minus 1,1 Prozent. Rechnet man nun mit einer Teuerung von 0,4 Prozent, wird der Sparer 2017 mit 10 000 Franken nur noch für 9960 Franken einkaufen können. Innerhalb von zwei Jahren verliert das Vermögen so 150 Franken an Wert.

Helfen könnten einzig höhere Zinsen. Die aber bleiben voraussichtlich im Keller. «Wir gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank ihre expansive Geldpolitik fortführt. Und die Nationalbank wird sich danach richten müssen. Daher werden die Zinsen in nächster Zeit nicht ansteigen», sagt Bee. VZ-Anlagechef Rolf Biland (54) teilt diese Einschätzung.

Und was kann der Sparer tun? Biland: «Ihm bleibt nur abzuwarten, bis die Zinsen wieder steigen.»