Airbnb-Chef über Hotellerie-Kritik: «Wir können einen gewissen Ärger verstehen»

Alexander Schwarz (40), Chef von Airbnb Schweiz, Deutschland und Österreich, wehrt sich gegen die Vorwürfe von Hotellerie und Mieterverband. Seine Vermittlungs-Plattform sei keine Konkurrenz in der Branche, sagt er.

21-05-2016 / Blick.ch

Das Übernachtungsportal Airbnb sorgt für Wirbel: Der Anbieter aus dem Silicon Valley ist zu einem gefürchteten Konkurrent für Hoteliers herangewachsen   – auch in der Schweiz. Hierzulande   vermittelt der Übernachtungs-Anbieter 55 000 Betten – ein Viertel aller Hotelkapazitäten. Der Mieterverband befürchtet, dass der Dienst die Wohnungsnot in den Städten befeuert. Gegenüber BLICK nimmt Alexander Schwarz (40), Airbnb-Länderchef Deutschland, Österreich und Schweiz, Stellung.

Herr Schwarz, Sie traten letzte Woche erstmals am   Schweizer Tourismus-Gipfel   in Lugano   auf. Wieso stellen Sie sich der Kritik der Hoteliers erst jetzt?

Alexander Schwarz: Die Schweiz ist für Airbnb ein wichtiger Markt und ist ohne unser Zutun auf über 17’000 Unterkünfte gewachsen. Wir werden hier gut aufgenommen – von Touristen und von Schweizern, die Unterkünfte anbieten. Airbnb bietet viele Chancen für den Schweizer Tourismus. Wir wollen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und sind der Einladung sehr gerne gefolgt.

Sie sind ein gefürchteter Konkurrent für Hoteliers.

Wir sehen uns als Teil des gesamten Schweizer Tourismus-Marktes. Und nicht als Konkurrent. Ein Gast, der Airbnb bucht, ist nicht der durchschnittliche   Hotelgast.

Dennoch nehmen Sie Hotels Gäste weg!

Airbnb   hilft   dem gesamten Tourismus. Wir sind ein weiterer Kanal, der mehr Touristen ins Land bringt. Wir nehmen den Hotels nicht Gäste weg, sondern vergrössern den Kuchen. Andererseits können wir einen gewissen Ärger verstehen. Die Hotellerie kämpft mit vielen hohen Auflagen und Regulierungen.

Nicht so Airbnb. Ihre Gäste zahlen beispielsweise keine Kurtaxe.

Wir wünschen, dass unsere Gäste die Kurtaxe bezahlen. Da unsere typischen Airbnb-Gastgeber aber kein klassisches Gastgewerbe betreiben, ist es für sie häufig gar nicht möglich diese zu entrichten. Wir sind aber   für klare und einfache Regulierungen.

Welche?

Wir stehen mit Städten direkt im Austausch und suchen Kooperationen. Bern ist hier ein solches Beispiel. Wer eine Übernachtung anbietet, muss eine Übernachtungssteuer zahlen.

Wie hoch ist diese?

Das legt die Stadt Bern fest und hängt je nach Unterkunftstyp ab. Hotels, Pensionen, Wohnungen, Bed&Breakfast und Airbnb bezahlen aktuell 4.30 Franken.

Airbnb steht in der Kritik, weil es   in Zentren die Wohnungsnot fördern soll. Zunehmend werden Wohnungen nur noch auf Airbnb angeboten. Was sagen Sie dazu?

Diese Kritik können wir nicht nachvollziehen. In Zürich gibt es 2800 Inserate – die überwiegende Mehrheit der Gastgeber vermietet ein Zimmer oder ihr eigenes Zuhause. Diese sind doch kein Auslöser für den angespannten Wohnungsmarkt.

Sie würden aber nicht abstreiten, dass es   rein kommerzielle Anbieter gibt?

Klar gibt es kommerzielle Anbieter. Aber der Fokus in den Städten liegt klar auf Homesharing – also auf Leuten, die ihr eigenes Zuhause mit Gästen teilen.

Aber das ursprüngliche Modell des Homesharings hat sich doch in ein durch und durch kapitalisiertes System gewandelt.

Airbnb war schon am Anfang so ausgelegt, dass Anbieter   und auch wir damit Geld verdienen. Das Model hat sich nicht geändert. 97 Prozent der Einnahmen verbleiben beim Gastgeber, wir nehmen nur 3 Prozent Gastgeber-Provision.

Wie läuft das Geschäft in der Schweiz?

Unsere Finanzen kommentieren wir nicht. Die Schweiz ist aber ein sehr wichtiger Standort für uns und findet bei den Reisenden auf Airbnb immer grössere Nachfrage. Zwischen Mai 2015 und Mai 2016 sind mehr als 300’000 Gäste über Airbnb in die Schweiz gereist. Das sind doppelt so viele wie im Jahr zuvor.

Woher kommen diese Gäste?

Der durchschnittliche Gast ist um die 35 Jahre alt. 65 Prozent kommen aus Europa. Aber auch bei Amerikanern und Asiaten ist die Schweiz sehr beliebt bei Airbnb.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

In den Metropolen sind wir bereits gut gewachsen. Zulegen wollen wir in den traditionellen Ferienregionen. Wir können uns gut vorstellen, künftig auch die Schweiz noch stärker zu bewerben. Das Thema dabei ist nicht allein die Unterkunft. Sondern vielmehr   die Schweiz als Erlebnis.