Lastwagen voller Päckli fahren nach Osteuropa

IMG_6250Die Christliche Ostmission sammelt  schweizweit Geschenke und bringt diese nach Osteuropa. In Dietikon sind die Helfer ziemlich ins Schwitzen gekommen.

 

 

Limmattaler Zeitung / 27-11-2014, zum Artikel (Teil 1), Teil 2

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Ein Helfer rollt eine Holzbox mit 120 Weihnachtspäckli durch die Lagerhalle. Dann stoppt er, ruft um Hilfe. Der über zwei Meter hohe Paketturm droht zu kippen. Kollegen eilen herbei, stützen und richten den in Schieflage geratenen Stapel wieder auf. Gerettet. Sichtlich erleichtert schiebt der Helfer die Pakete zu den 60 anderen bereits abgefertigten Holzboxen.

In der vergangenen Woche haben in einer Lagerhalle der Pestalozzi AG freiwillige Helfer Tausende Geschenke für den Abtransport nach Osteuropa vorbereitet. Im Rahmen der Aktion Weihnachtspäckli sammelte die Christliche Ostmission schweizweit Geschenke; in Dietikon befand sich eine der grössten Abfertigungsstellen. 27 voll beladene Lastwagen fahren derzeit nach Rumänien, Moldawien, Weissrussland, nach Albanien, Serbien und in die Ukraine. Am Zielort werden die Päckli an bedürftigen Menschen abgegeben.

Michael Stauffer leitet die Stelle in Dietikon, eigentlich ist er zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Ostmission. Doch einmal im Jahr wird er zum Organisator. Stauffer begrüsst Leute, die Pakete vorbeibringen, gibt Anweisungen, packt mit an, verdrückt schnell ein Sandwich – alles gleichzeitig. Es gibt viel zu tun. Letztes Jahr wurden schweizweit 98500 Weihnachtspäckli gesammelt. «Nun wollen wir die 100000er-Marke knacken», sagt er.

Allein innerhalb einer Stunde fahren drei Lieferwagen in die Halle ein, bringen die in kleineren Sammelstellen geladenen Geschenke nach Dietikon. 14 Helfer entladen die Fracht, sortieren die Pakete und legen sie in die vorbereiteten Holzboxen. Die schweren Päckli, jene für Erwachsene, kommen unten, die leichteren, jene für Kinder, obendrauf. Was verschenkt werden darf, hat das über Spenden finanzierte Hilfswerk vorgegeben. Es sollten Dinge sein, welche die Menschen gut gebrauchen könnten, sagt Stauffer. Für Kinder sind das etwa Spielzeuge, Schreibmaterialien, Zahnbürsten, Mützen und Handschuhe – vor allem aber auch Süssigkeiten. Die Erwachsenen erhalten Reis, Teigwaren, Zucker, Mehl, Seifen, Shampoo, Kaffee und Tee.

Ein Paket kann also gut acht Kilogramm wiegen, weshalb die Helfer ziemlich ins Schwitzen kommen. Eine von ihnen ist Sonja Weiss (Bild unten rechts) aus Pfungen. Es sei schon etwas anstrengend, findet sie, die ansonsten im Büro arbeitet. Doch sie mache das gerne; auch um das schlechte Gewissen zu beruhigen, weil wir in der Schweiz im Wohlstand leben. Für die Sammelaktion hat sie eigens einen Ferientag genommen.

Ein Gast im einsamen Winter

In den Ankunftsländern werden die Geschenke in Zusammenarbeit mit Kirchen, Sozialämtern und lokalen Partnern an Bedürftige verteilt. Nur an Christen? Nein, meint Stauffer. Ob gläubig oder nicht, das spiele keine Rolle. «In vielen der osteuropäischen Länder haben die Leute Hilfe bitter nötig», sagt er. Allein in Moldawien rechnet das Hilfswerk mit gut 200000 Kindern, die in Armut aufwachsen. Für viele sei ein solches Weihnachtsgeschenk von grosser Bedeutung. «Es berührt die Leute, dass jemand aus einem fernen Land an sie denkt», sagt Stauffer.

Die vielen erfreulichen Reaktionen motivieren ihn denn auch, jedes Jahr von Neuem beim Sammeln zu helfen. An eine Geschichte erinnert sich Stauffer besonders gerne: Er erzählt von einer älteren Frau in Weissrussland, die im Winter ihr Haus nicht verlassen kann, sie ist gehbehindert. Die Mitarbeiter des von der Ostmission vor Ort betriebenen Spitexprojektes bringen der Frau das Nötigste, um durch den Winter zu kommen. Als der Mitarbeiter das Weihnachtspäckli vom Tisch nehmen will, um Platz zu machen, insistiert sie. Nein, habe sie gesagt. Das Päckli sei ihr Gast aus einem anderen Land, ein Gast im kalten, einsamen Winter.

Kalt ist es auch in der Lagerhalle. Nur einsam ist hier niemand: Die Helfer stehen nun zusammen beim Kaffee und betrachten zufrieden ihre Pakettürme.